Mittwochabend

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Publisher: Dokumentationstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
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Publication Date: 4. Feber 2017
Edition: 1. Ausgabe
In stock: YES
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Country: Austria
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Petra Soukupová

Mittwochabend

 

Am Samstag fahren wir ab, sagt Alice beim Abendessen, während sie Lola mit Griesbrei füttert. Lola mampft ǀ isst gehorsam. Richard mampft ǀ isst auch gehorsam, die anderen haben Risotto, das vom gestrigen Hühnchen mit Reis übriggeblieben ist. Richard denkt dabei, ob er morgen früh laufen geht, oder ob er sich am Abend ein weiteres Glaserl Wein genehmigen und in der Früh dagegen länger schlafen kann.

Karlík schlägt mit der Gabel auf den Teller. Richard ermahnt ihn, wie schon hundert Mal zuvor…

Iss, Kaja. Du stocherst nur so darin.

Ich kann nicht mehr.

Du hast noch nichts gegessen [snědl], sagt Alice. Oder willst du auch Brei?

Karlík schüttelte den Kopf und Alice stopft Lola, die sich fast verschluckt, einen weiteren gehäuften Löffel hinein. Ein Tropfen Butter mit Kakao tropft auf den Tisch.

Du stopfst das in sie hinein wie in eine Gans, hält sich Richard nicht zurück.

Merkst du, dass sie das nicht will.

Ich will das, sagt Lola. Mir schmeckt das ordentlich.

Bei so viel Butter und Kakao, denkt sich Richard, kann es gar nicht schmecken. Warum hat Lola überhaupt kein Risotto wie wir anderen, warum muss sie für die Nacht süßen Brei haben, das tut ihr doch nicht gut.

Und willst du nicht Risotto probieren? fragt Richard.

Nein, sagt Lola, ich mag Risotto nicht.

Das ist stark gesalzen, fügt Alice hinzu.

Glaubst du, das ist schlechter als das dort? zeigt Richard auf den Brei.

Brei mit ein bisschen Butter… sagt Alice und stopft Lola einen weiteren Löffel in den Mund (pusa).

Ňam, ňam, sagt Lola herzallerliebst und lacht Richard an. Richard muss sie auch anlachen, mein Mädelchen. Er hält seine Hand zum Klatschen hin und Lola klatscht danach.

Es ist stark gesalzen, ich will nicht mehr, sagt Karlík und schiebt seinen fast vollen Teller fort.

Aber bitte, das ist nicht salzig, fantasiere nicht.

Und was möchtest du? sagt Alice.

Würstel.

Würstel haben wir nicht, erwidert Alice. Wenn wir welche hätten, fällt Richard ein, würde ihm dann Alice welche warm machen?

Nix da.

Iss wenigstens fünf Happen, sagt Alice. Bitte, mach schon. Aus irgendeinem Grunde regt das Richard auf.

Immerhin wirst du ihn nicht bitten, dass er essen soll, soll er nicht essen.

Ich will nicht, dass er hungrig schlafen geht.

Kaja, bist du hungrig? Was hast du gegessen?

Er verschränkt die Ärmchen.

Am Nachmittag hatte ich einen Apfel und dann zwei BeBe-Kekse.

Kekse, dann wundert es Richard nicht, dass er kein Risotto will. Was übrigens wirklich gut ist. Alice kann kochen, wenigstens solche gängigen, ganz großartig.

Wirklich, könntest du nicht wenigstens ein bisschen Risotto essen, Kaja? Meinetwegen? fragt Alice schrecklich lieb.

Karlík schüttelt den Kopf.

Hau ab, sagt Richard und sieht, wie Alice die Lippen zusammenbeißt. Kája steht auf, lässt den Teller auf dem Tisch.

Kája! Den Teller! ruft Richard.

Kája, den Teller! ruft auch Lola ihm nach. Karlik kommt nicht zurück. Richard zieht also seinen Teller zu sich.

Das ist Kájas Essen, sagt Lola wichtig zu ihm. Iss das nicht.

Kája wollte das nicht, da kann ich es essen, erklärt Richard.

Noch dazu, wo es dir schmeckt, sagt Alice finster.

Heute ist es dir besonders gelungen, lacht er sie an, auch wenn er weiß, dass er sich damit nicht rettet. Dann kam ihm in den Sinn, was Alice vor einem Augenblick gesagt hatte, und fügte hinzu.

Und wohin fährst du am Samstag?

Alice zieht die Augenbrauen hoch, offensichtlich ist auch diese Frage falsch, aber wenigstens wendet das ihre Aufmerksamkeit von der Problematik über Karlíks Ernährung ab, Richard kann sich nicht helfen, als ihn zu fragen, möge er doch lieber hungrig schlafen gehen, wenigstens lernt er daraus und isst in Zukunft zu Abend, auch wenn es nicht seine Lieblingsspeise ist, er versteht nicht, warum Alice ein solches Drama veranstaltet, als er jung war, gab es zum Abendessen einfach das, was da war und er aß und diskutierte nicht und wenn es ihm nicht schmeckte, so aß er es auch, da er es sich nicht erlaubt hätte, vor dem Vater Spompanadeln zu machen, und Richard ist sich sicher, dass es bei Alice ebenso war, und dennoch erlaubt sie jetzt, dass die Kinder essen, wann sie wollen und was sie wollen und überhaupt hauptsächlich, dass sie freie Wesen sind.

Ich fahre mit Kajas Kindergarten in die Natur. Für eine Woche.

Richard verblüfft das ehrlich.

Warum?

Als Erzieherin … habe ich einen Kurs in Pädagogik, wenn du das nicht weißt.

Selbstverständlich weiß ich das, aber warum willst du dorthin…

Alice verschränkt die Arme, auch das kann sie kämpferisch, kommt ihm in den Sinn.

Damit Karlík nicht allein ist, du kennst ihn…

Richard schweigt, was sollte er sagen, die anderen Kinder werden dort auch ihre Eltern haben? Warum macht Alice aus diesem Burschen solch ein Fräulein und dann wundert sie sich, dass er heult, wenn er sich das Knie verletzt.

Ich will noch Brei, sagt Lola.

Ich habe keinen mehr. Trink noch einen Schluck und dann kannst du gehen.

Sie trinkt und Alice hilft ihr von dem Stuhl.

Lola nimmt ihr Schüsselchen und trägt es zur Abwasch.

Dankeschön für den Brei, Mama, sagt sie dann wie das besterzogenste Mädelchen. Richard und Alice schmunzeln sich an, ja, etwas ist ihnen in ihrem gemeinsamen Leben geglückt. Lola trippelt davon.

Doch habe ich das nicht im Terminkalender.

Na, ich habe dir das aber gesagt.  Wir haben uns darüber unterhalten. Da weiß ich nicht, warum du dir das nicht aufgeschrieben hast. Richard öffnet während dessen seinen Kalender im Iphone. Er hat es dort aufgeschrieben, sieh da. Aber er hatte völlig darauf vergessen.

Aha, ich hab’s hier.

Dann rechnest du damit?

Richard nickt, jǻ, warum nicht. Wenigstens wird hier einen Augenblick Ruhe sein, denkt er.

Alice hört jedoch nicht auf, auf ihn zu schauen.

Was ist?

Und jetzt kommt Richard drauf. Lola.

Er wird hier eine Woche mit Lola sein. Er hätte sich Urlaub nehmen sollen, aber er hatte es nicht gemacht. Alices Eltern sind in dieser Woche, als sei das ihm zum Fleiß, auf Kur oder sonst wo. Jetzt erinnert sich Richard schon, wie sie sich darüber unterhalten haben, auch das wie er gesagt hat, dass er das richtet und kein Problem darin sieht.

Dem war nämlich ein langer halblauter Streit im Auto vorausgegangen, während auf den Rücksitzen die Kinder schliefen, als ihn Alice bezichtigte, dass er sich um Lola gar nicht kümmere, Richard erinnerte sich trüb, dass es um irgendein Kleidungsstück ging, das er ihr geben sollte oder umgekehrt.

Richard seufzt sehr still. Aber zum Kuckuck.

Du hast darauf vergessen, gell, dass du Lola haben wirst?

Aber nein, du weißt doch, dass das nicht so ist, aber auch Richard selbst hört, wie wenig überzeugend das klingt.

Ich kann das nicht absagen, sagt Alice. Entschuldige. Ihr „Entschuldige“ klingt überhaupt nicht aufrichtig.

Das ist klar… sagt Richard, damit Alice sah, wie er sie unterstützt, obschon er aufgebracht ist, Alice vereinbart solch eine Sache und er soll bei der Arbeit alles einrichten. Warum könnte sie denn nicht Lola mitnehmen?

Du kannst Mama anrufen, schlägt Alice vor…

Ist sie denn nicht zur Kur gefahren?

Zu welcher Kur?

Oder wohin fahren deine Eltern?

Sie fahren in die Toskana.

Aha, klar, ich erinnere mich schon.

Du, Riki, hörst du mir überhaupt zu, irgendwann? Aber Alice wartet nicht auf die Antwort und fügt hinzu: Und ich dachte nun, dass du deine Mama testest.

Aber das fiel Richard nicht ein, aber als das Alice vorschlägt, ist das im Grunde genommen ein untadeliger (bezva) Einfall, sie können Lola zu sich nehmen, sie haben einen Garten, hinter dem Haus Wald, wenigstens ist sie an der frischen Luft und er wird nicht das mit der Arbeit lösen müssen.

Ich rufe sie an und würde ihnen Lola vielleicht Sonntagabend bringen?

Aber das ist wahrscheinlich schwierig, Lola kennt sich dort nicht aus und wird nicht dort sein wollen, außerdem ohne uns, nur mit deinen Eltern.

Glaubst du?

Nein, ich glaube nicht, ich weiß das, sakrament, wie denkst du dir das, dass du ihnen dort ein dreijähriges Kind unterschieben kannst, wenn sie sich zuletzt vor einem Vierteljahr für eine Stunde in irgendeinem Wirtshaus gesehen haben?

Es ist ihre Großmutter, sie hat sie gern, nicht?

Jǻ, Großmutter, haucht Alice verächtlich aus, ihre Mutter und ihr Vater funktionieren als Großeltern einwandfrei, aber daran hat doch sie, Alice, keinerlei Verdienst, warum also dieser Ton. Und seine Mama arbeitet auch noch, der Vater hat eine eigene Firma, was wollte Alice von ihnen?

Ich glaube, dass sich Lola eingewöhnt, aber was glaubst du, sagt Richard, es ist richtig, dass Mama wirklich keine Zeit hätte, sich da um Lola zu kümmern und ihm reicht, was er sich von Alice anhören muss, er will sich nicht noch die Reden der Mutter anhören, was sie alles zu tun hat und wie verzogen Lola ist, immerhin ist sie das ein bisschen, aber was soll Richard damit anfangen, wenn er zur Arbeit geht und zu Hause ist Alice mit ihr und sie gibt ihr in allem nach.

Eigentlich ist das vielleicht gar kein so schlechter Einfall, sich eine gewisse freiere Tageseinteilung einzurichten, er wird mit Lola, sie geht auch in den Kindergarten, zwar nur einige Tage und ein paar Stunden zusammen sein, aber wenigstens etwas, und den Rest der Zeit wird sich Richard ihr widmen und nicht, dass er ihr jeden Abend für eine Stunde das Fernsehen aufdreht, das könnte jeder, aber was hat das Kind davon, er wird mit ihr spielen.

Das schaffe ich. Ich richte mir das in der Arbeit ein und ich schaffe das, sagt Richard laut und fest.

Jǻ? das freut Alice.

Ja, wenigstens genieße ich sie auch selbst.

 Alice beobachtet ihn, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er nickt leicht. Gut.

An welchen Tagen geht sie in den Kindergarten? Ich muss das irgendwie in der Arbeit einrichten.

Du weißt das nicht? Du weißt wirklich nicht, an welchen Tagen deine Tochter in den Kindergarten geht?

Richard warf die Hände auseinander, wozu sollte er das wissen, wozu muss er sich einen solchen Blödsinn merken? Glaubt das Alice wirklich, dass er durch das Wissen dieser Information vielleicht ein besserer Vater sein würde? Denkt Alice, dass er nicht andere, wichtige Dinge im Kopf behalten muss?

Kannst du mir das nicht sagen?

Von Montag bis Mittwoch, steht Alice vom Abendessen auf und räumt das Geschirr in den Geschirrspüler. Richard ist es unangenehm, wir sie mit den Tellern klappert, aber er sagt nichts, entweder ist Alice wirklich angefressen, dass er sich diesen depperten Kindergarten nicht gemerkt hat oder sie ist wegen etwas Anderem angefressen, in beiden Fällen ist jedoch sicher, dass Alice nicht lange schweigen wird.

Er beschließt sich ein Glaserl Wein einzugießen, morgen früh wird er nicht joggen, er hat auf einmal das Gefühl, dass er für diesen Entschluss, dass er eine Woche mit Lola allein sein wird, eine Belohnung verdient.

Du, Riki, aber du kannst Lola selbst auch sonst genießen.

Was?

Nǻ, wenn du sagst, dass du sie genießen willst, erst wenn ich nicht hier bin, dann sage ich, du kannst sie ruhig auch genießen, wenn ich hier bin.

Aber… Richard weiß auf einmal nicht, was sie damit sagen will, er kümmert sich ja vielleicht um Lola, nicht nur um Lola, aber auch um Karlík, immer wenn er von der Arbeit kommt, plaudert er mit ihnen und manchmal badet er sie und liest ihnen Märchen vor, schließlich dienstags, wenn Alice zur Joga geht, so hat er ihnen letzten Dienstag Spaghetti mit Paradeisersoße gekocht. Es stellt sich zwar heraus, dass er diese Soß‘ anders gemacht hatte, als die Kinder es gewohnt waren, sodass sie das selbstverständlich nicht gegessen haben und Richard angefressen war, er erlaubte ihnen nicht, etwas anderes zu nehmen, so aßen sie die Spaghetti nur mit Käse, aber möge ihm Alice nicht sagen, dass er sich nicht um die Kinder kümmert oder sich nicht interessiert.

Wann hast du vielleicht Lola das letzte Mal die Haare gewaschen, fragt Alice, als ob sie seine Gedanken läse.

Richard schweigt, das ist genau Alice, so unfair wie möglich sein, nur um recht zu haben. Lola kann Haarewaschen nicht ausstehen, das ist jedes Mal eine gräßliche Szene, Alice macht das maximal einmal in der Woche und wenn Richard zu Hause ist, dann bemüht er sich ihr Assistenz zu leisten, aber sicher hat er das selbst schon Monate nicht gemacht und Alice weiß das genau und ohnehin kann sie es nicht entschuldigen.

Oder hast ihr Sirup gegen Husten gegeben? Diesen Husten hat sie schon zwa Wochen. Du weißt ja nicht einmal, welchen Sirup sie bekommt.

Lola läuft in die Küche.

Was denn, mein Goldstück?

Ich komme diesen Kuli wegzuhauen, er schrabt nämlich nicht, sagt das Kind wichtig.

Schreibt nicht, korrigiert mechanisch Richard und schaut auf die Uhr an der Wand. Viertel ǻcht. Ich gehe und lasse Wasser in die Wanne und waschen wir heute Haare, jǻ? lacht Richard Lola zu.

Ich will nicht. Will keine Haare waschn!

Sie wirft den Stift, den sie in den Papierkorb werfen wollte, wütend auf den Boden. Sie beginnt das Gesicht zum Weinen zu verziehen. Richard denkt nach, ob er ihr das jetzt weiter erklären soll oder wie er sich in dieser Situation helfen kann, aber Alice beugt sich zu Lola.

Nein, du musst dir nicht die Haare waschen, heule nicht.

Lola beruhigt sich in einer Sekunde, entwindet sich der Mutter und schaut Richard an.

Die Haar werd‘ ich heit net waschn, Tati! fügt sie noch halsstarrig hinzu, falls das Richard nicht klar ist.

Geh spielen, sagt Richard nur pro forma, denn Lola läuft schon fort.

Was hatte das zu bedeuten, fragt Richard Alice, die sofort mit dem Abräumen des Geschirrs vom Abendessen fortfährt. Er kann sich nicht beherrschen, er ist angefressen, was ist mit Alices „Hauptsache wir sind uns vor den Kindern einig?“

Sie hat sich vorgestern die Haare gewaschen.

Na das ist doch vielleicht egal, nicht? Oder glaubst, dass sie das irgendwie kränken würde? Hätte sie davon zu trockene Haut oder würden ihr diese Haare ausfallen oder was?

Nein, das wäre einfach nur überflüssig, sagte Alice in einem Ton, der keine Einsprüche zulässt und Richard wendet wirklich nichts mehr ein, mit einem reichlichen Schluck trinkt er den Wein aus, den er sich schon eingeschenkt hat und schenkt sich einen weiteren ein.

Kurz fällt ihm ein, dass er in der Woche, wo sie hier alleine sind, Lola jeden Tag die Haare waschen wird, aber selbstverständlich wird ihm klar, dass er jetzt nur wütend ist und dass er Lola nicht strafen wird und eigentlich auch sich selbst, da er dann ihre Szene aushalten müsste, dafür, dass ihre Mutti so ist. Übrigens hatte er so eine geheiratet. Nur damit er den Beweis liefert, was für ein Vater des Jahres er sei, muss Lola nicht das ganze Baden lang durchbrüllen und das außerdem umsonst.

Richard lächelt kurz, selbstverständlich, dass das wieder seine Schuld ist, das ist interessant, wie die ganze Situation so aufgestellt ist, dass auf jeden Fall er der schlechte ist.

Ich gehe joggen, sagt er plötzlich und steht auf.

Jetzt? wundert sich Alice, nach dem Abendessen?

Jǻ, erklärt das Richard nicht weiter.

Das Glas lässt er auf dem Tisch, räumt es nicht weg, er macht gleich alles schlecht, warum sollte er sich überhaupt bemühen, im Bad zieht er den Jogginganzug an, Triko, Hosen, Strümpfe, er legt auch seine Uhr und den Ring beiseite, schaut sich im Spiegel an, während er den Joggingtachometer an die Hand steckt, soll sich doch hier Alice selbst mit den Kindern vergnügen, wenn sie das Gefühl hat, wenn sie für alles allein zuständig ist, so soll es heute so sein.

Beim Weggehen lässt er doch nur Wasser in die Wanne und verstöpselt sie. Im Vorzimmer wirft er einen Blick ins Kinderzimmer, beide Kinder sitzen am Tablett, Karlík spielt etwas, Lola schaut zu.

Kinder, ich habe für euch Wasser eingelassen.

Keiner von beiden antwortet und Richard holt Atem, dass er das noch einmal sagt, aber schließlich wiederholt er es nicht, geht ins Vorzimmer, um Schuhe anzuziehen. Alice kommt aus der Küche.

Sei nicht böse, ich wollte nur nicht, dass sie eine Szene macht, sagt sie ungewohnt liebevoll.

Richard sagte nichts, was sollte es auch sagen, dass er ihr nicht glaubt, dass es ihr nicht so sehr um die Szene ging, sondern darum, ihn zu ärgern. Wenn er das sagte, würde sie nur streiten.

Als er sich die Schuhe anzieht, merkt er, wie vollgegessen er ist, es ist ein schlechter Einfall mit dem Joggen, aber jetzt muss er, wenn er schon angezogen ist.

Sollen wir auf dich warten, mit dem Märchen, fragt  Alice weiterhin liebevoll. Kája hat gesagt, dass er  dich braucht.

Aber darauf fällt Richard nicht herein.

Weiß nicht, wartet eher nicht.

Dann lauf schön, antwortet Alice, noch bemüht lieb zu sein, aber Richard hört dort schon wieder diesen unangenehmen Ton. Aber er hat davon auch schon genug und eigentlich würde er ihr gerne etwas sagen, aber sie verschwindet gleich zu den Kindern, wie macht sie das, dass sie ihn jedes Mal so aufgedreht, dass er sich gar nicht bewusst ist, dass sie diese Situation mit ihrem Nörgeln herbeigeführt hat?

Richard steht auf, nimmt das Telefon und greift dann in einem plötzlichen Impuls nach dem Geldbörsel, das auf dem Schuhregal liegt, und zuletzt auch nach der Jacke.  Ohne weiter ein Wort zu verlieren, geht er dann aus der Wohnung, er weiß schon,  dass er nicht joggen wird, so fährt er mit dem Fahrstuhl nach unten und geht nicht die Treppen, wie er es vor dem Laufen tut. Im Fahrstuhl zieht er sich die Jacke über und knöpft sie zu, er sieht vielleicht ein bisschen witzig aus in dieser Jogginghose und diesen Schuhen, aber wen interessiert das, wenn das ihn nicht stört, er geht im schnellen Schritt aus dem Haus, ans Ende der Straße biegt ums Eck, geht in eine Bar, wo er noch nie war, aber jeden Tag daran vorbeigeht, jeden Abend, wenn er von der Arbeit zurückkommt, sieht er, wie in der Bar das Licht brennt und im Innern Stimmen zu hören sind, wie sich dort Leute unterhalten, niemals war es ihm eingefallen, dass er hierher geht, aber auch niemals hat  er zu Hause gesagt, dass er joggen geht und stattdessen  in ein Beisel geht, alles ist einmal das erste Mal.

Hier ist es dunkel und verraucht und voller junger Leute, er bestellt sich in Stamperl und ein Bier und geht wieder nach Hause, er geht noch etwas spazieren, damit er keine Fahne hat, auch wenn das trotzdem nur seine Sache ist, ob er joggen geht oder auf ein Stamperl.

Er schaut sich im Lokal um, er geht manchmal mit Alice Abendessen oder ins Theater, wenn Alices Mutter die Kinder hütet, aber sie gehen nicht in so eine Bar, wo er übrigens im Moment einer der ältesten ist, wenn nicht überhaupt der Älteste. Richard fühlt sich außerordentlich fehl am Platze, überdies bei seiner komischen Kleidung, aber er sieht, dass das niemanden interessiert, niemand gafft ihn an, niemand bemerkt ihn überhaupt.

Er setzt sich zu dem kleinen Tischchen für zwei gleich an der Tür und zieht das Telefon heraus. Er tippt auf die Applikation der Zeitungen und sucht sich einen Artikel, den er lesen wird.

vytáhne telefon. Ťukne na aplikaci novin a začne hledat článek, který si přečte. Během minuty se zjeví velmi mladá servírka s hezkou pusou a očima, který vypadají hrozně vesele. Richard si dá Metaxu a dodá, že si sedne na bar, přece tu nebude zabírat dvě místa.

Vypije tři metaxy, většinu času si čte, ale chvílemi pozoruje servírku, tak, aby si toho ona nevšimla. Servírka se k němu chová neuvěřitelně mile a Richardovi je to příjemné. U objednávky třetího panáka si s ní trochu zaflirtuje. Serívrka se směje. Richard se cítí skvěle. A jak mu stoupá alkohol do hlavy, pociťuje smíření s celý světem, dokonce i s Alicí.

Donutí se zaplatit, víc než tři panáky by byla chyba, zítra má v práci důležitou telekonferenci a nechce být otupělý nebo mít dokonce kocovinu. 

Vyjde na ulici, obejde blok a ve večerce si koupí žvýkačky, ne, nebude to před Alicí nějak tajit, na tohle má přece právo, ale nemusí to z něj táhnout. Ve výtahu si ale stejně sundá bundu a když vejde do bytu, ještě to tu voní tím rizotem, bundu hned pověsí.

V dětském pokoji je zhasnuto, v kuchyni taky, Alice sedí u televize.

Ahoj, pozdraví Richard z předsíně, půjdu se vysprchovat.

Jo, mávne Alice.

Když se pak v koupelně Richard převléká, už si nechává odtéct vodu ve vaně,  přichází Alice, jdu si jenom pro kartáček. Zatímco si na kartáček nanáší pastu, řekne: Tak jsem tu školku zrušila.

Jakou, nechápe Richard.

No, nikam nepojedu, už jsem jim to napsala. Tak to v práci nemusíš řešit.

Richard na ni zůstane koukat. Alice se na něj ale nepodívá. Začne sbírat Richardovo běžecké oblečení, které on položil na pračku. Přiloží si to prádlo k obličeji.

Tys byl v hospodě?

Richard tam stojí nahý, Alice se stisknutými rty čeká, co řekne, a ve vaně pořád teče voda.

Mohl bych se osprchovat? řekne nakonec Richard.

 

Übersetzung©Stephan-Immanuel Teichgräber

 

 

 

 

 

 

Author

Soukupová, Petra

Petra Soukupová (1982) studiert Drehb

 

Translator

Stephan-Immanuel Teichgräber (kurz)

Literaturwissenschaftler und Übersetz

 
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