România literară Nr. 24 (22. – 28. Juni 2005)

 

 

Gedichte von Lucia Negoiţă

 

Interview mit Al. Husar über „das Priesteramt des Kritikers“

 

Interview von Rodica Binder mit der deutschen Fotografin Herlinde Koelbl über die Macht des Blickes. Die für ihre Schriftsteller-Porträts bekannte Lichtbildnerin spricht u. a. auch über den Fototermin mit Herta Müller (vgl. Herlinde Koelbl: Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen. München: Knesebeck 1998, S. 86 – 89)

 

Gabriel Liiceanu versucht sich „im Cărtărescu-Stil“, er skizziert, wie die Buchpräsentation von Mircea Cărtărescu „Jurnal II (1997 – 2003)“ im „Tagebuch III“ beschrieben sein könnte ....

 

Literaturgeschichte: George Ardelenau bespricht die jüngst erschienene Dokumentation der Securitate-Akten über Nicolae Steinhardt (CNSAS: Nicu Steinhardt în doarele Securităţii (1959 – 1989). Selecţia documentelor: Clara Cosmineanu şi Silviu B. Moldovan. Prefaţa: Toader Paleologu. Studiu introductiv: Clara Cosmineanu. Ed. Nemira 2005).

 

Dem Thema Securitate-Dossiers widmen sich auch weitere Artikel: „Schriftsteller in Haft 1944 – 1964“ (2. Teil) mit einem Verhörprotokoll Constantin Noicas aus dem Jahr 1958, sowie die Rezension von Paul Gomas „Culoarea Curcubeului '77 (Cutremurul oamenilor)“, welches kürzlich bei Polirom erschienen ist. Auch dieser Band wird mit Securitate-Akten aus den Jahren 1957 – 1977 ergänzt. Tudorel Urian plädiert in seiner Besprechung für eine verstärkte Rezeption des inzwischen wegen seiner Polemiken umstrittenen Dissidenten, denn gerade „Culoarea Curcubeului '77“ gibt lehrreiche Einblicke in eine wenig bekannte Epoche des rumänischen Kommunismus, die späten siebziger Jahre.

 

Mit der kommunistischen Vergangenheit setzt sich auch Mircea Mihăieş auseinander, aus Anlass einer möglichen Strafverfolgung des langjährigen Staatspräsidenten Iliescu. Dafür sei es jetzt zu spät, man hätte dem Kommunismus den Prozess machen müssen. Vom Fall Iliescu kommt Mihăieş dann auf prinzipielle Fragen des Umgangs mit der totalitären Vergangenheit zu sprechen, sei sie nun faschistisch, nationalsozialistisch oder kommunistisch geprägt. Er beklagt die verbreitete Blindheit auf dem linken Auge, sei es bei jugendlichen Che-Guevara-T-Shirt-Trägern, sei es bei westlichen Opfern der politischen Korrektheit.

 

Daniel Cristea-Enache bespricht ein Buch von Radu Pavel Gheo mit dem bemerkenswerten Titel: „Adio, adio, patria mea cu î din i, cu â din a“ (Polirom 2004). Gheo behandelt das Drama einer ganzen Generation, den Exodus junger gutausgebildeter Rumänen. Auch sein Ich-Erzähler wandert, zermürbt von jahrelangen 16-Stunden-Arbeitstagen in vier bis fünf Jobs, in die USA aus, wo er von morgens bis abends in zwei Mac-Jobs arbeiten muss. Sein fremder Blick versucht zu ergründen, was Amerika zu dem gemacht hat, was es ist. Die Sehnsucht nach der heimatlichen Borş-Suppe angesichts der Protein-Riegel kann der Rezensent nachfühlen, die Rückkehr, gerade als das Schlimmste überstanden scheint, nicht mehr. Er zitiert G. Călinescu: Fliehen heißt nichts wissen .... Radu Pavel Gheo sei in die rumänische Literatur geflüchtet, in die erste Reihe der jungen Generation.

 

Schließlich wird noch ein Beispiel für die bessarabische Postmoderne vorgestellt: Nicolae Popa: Cubul de zahăr (Chişinău: Editura Cartier 2005).

2005-11-15