Roberto Calasso

italienischer Schriftsteller und Verleger

Calasso sagte von sich selbst, dass er aus einer Familie von Akademikern, Gelehrten und Verlegern stamme. Sein Großvater, Ernesto Codignola, war Professor für Philosophie an der Universität von Florenz und hat den Verlag La Nuova Italia gegründet. Seine Mutter war Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin. Sein Vater Professor für Rechtsgeschichte, wodurch das Haus der Calassos oft voll war mit alten Büchern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Roberto Calasso erinnert sich bei einem Interview mit dem Guardian: "

I grew up surrounded by old books. I was always in the midst of books". Infolge des 2. Weltkrieges erlebte Calasso aber auch dramatische Kindheitserlebnisse. Sein Vater war Antifaschist und deshalb musste die Familie 1944, als Calasso drei Jahre alt war, fliehen.

Calasso begann relativ früh zu schreiben. Im Alter von 12 Jahren widmete er sich dem Schreiben und begann eine Freundschaft mit Enzo Turolla, einem Übersetzer und Professor an der Universität in Padua. 1954 zog seine Familie nach Rom, wo Calasso Englische Literatur studierte, eine Leidenschaft fürs Kino entwickelte und eine Dissertation über Sir Thomas Brownes Theorie der Hieroglyphen schrieb. 1962 begann er beim italienischen Verlag

Adelphi Edizioni zu arbeiten. Eines der ersten Projekte des Verlags war die Veröffentlichung 

der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari erarbeiteten kritischen Edition der Werke Friedrich Nietzsches.

1968 wurde Calasso leitender Herausgeber des Verlags und die publizierten Autoren reflektierten oft seinen persönlichen Geschmack:

Georges Simenon, Jorge Luis Borges, Bruce Chatwin, Milan Kundera, J.R.R. Tolkien, Vladimir Nabokov, Thomas Bernhard, Ingeborg Bachman, Arthur Schnitzler und Joseph Roth. Calasso entwickelte hierbei einen Ruf für seinen markanten Geschmack und die Auswahl von oft übersehenen AutorInnen. Seine publizierten Autoren meinen auch, dass sie von ihm oft große Unterstützung erfuhren. Insgesamt hat er ungefähr 60 Jahre für den prestigeträchtigen Adelphi Verlag gearbeitet. In seinem Buch "The Art of the Publisher" reflektiert Calasso über seine Tätigkeit als Verleger. In einem Interview mit der New York Times im Jahr 2015 beschreibt Calasso den Ruf seines Verlags wie folgt:

“At the beginning, we were considered rather eccentric and aristocratic. Then, when we started to have remarkable commercial successes, we were accused of being too populist. That was curious because we were publishing exactly the same books.”

1974 veröffentlichte er seinen ersten Roman. 1978 begann er mit der Arbeit an seinem bekanntesten Werk, einer elfteilige Buchserie, welche mit 

La rovina di Kasch

[Der Untergang von Kasch] (1983) beginnt und mit 

La tavoletta dei destini

[Schicksalstäfelchen] (2020) endet, in welcher er griechische, indische, ägyptische und weitere Mythologien nacherzählt. Calasso publizierte auch Essays, welche auf Vorlesungen basieren, die er 2000 in Oxford gehalten hat. Kritiker beschreiben seinen Schreibstil als lebendig und poetisch.

Eine Besonderheit von Calassos schriftstellerischer Produktion waren die Waschzettel, eine Art Klappentext, die er für hunderte von Adelphi-Titeln verfasst hat.

Calassos Werke fanden internationalen Zuspruch und wurden in 28 Sprachen übersetzt und in 20 Ländern publiziert.

Bibliographie (Auswahl):

  • Die geheime Geschichte des Senatspräsidenten Dr. Daniel Paul Schreber. (1974) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1980 ISBN 3-518-11024-1.
  • Die Hochzeit von Kadmos und Harmonia. (1988) Aus dem Italienischen von Moshe Kahn. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1993, ISBN 3-458-33176-X.
  • Der Untergang von Kasch. (1983) Aus dem Italienischen von Joachim Schulte und Reimar Klein. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-518-39925-X.
  • Ka. (1996) Aus dem Italienischen von Anna Katharina Fröhlich und Marianne Schneider. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-518-41067-9.
  • Die Literatur und die Götter. (2001) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Hanser, München 2003, ISBN 3-446-20263-3.
  • Die neunundvierzig Stufen. Essays. (1991) Aus dem Italienischen von Joachim Schulte. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20567-5.
  • Hundert Briefe an einen unbekannten Leser. (2003) Aus dem Italienischen von Roland H. Wiegenstein. Hanser, München 2006, ISBN 978-3-446-20741-7.
  • K. (2002) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Hanser, München 2006, ISBN 978-3-446-20759-2.
  • Das Rosa Tiepolos. (2006) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-23576-2.
  • Der Traum Baudelaires. (2008) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-23998-2.
  • Die Glut. (2010) Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Hanser, München 2015, ISBN 978-3-446-24918-9.
  • Das unnennbare Heute. Aus dem Italienischen von Reimar Klein und Marianne Schneider. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3518428665.
  • Il Cacciatore Celeste. 2016 dt. Der himmlische Jäger. Übersetzung Reimar Klein, Marianne Schneider. Berlin: Suhrkamp, 2020

Quellen:

- https://www.theguardian.com/books/2021/jul/30/roberto-calasso-obituary

- https://www.nytimes.com/2021/07/30/books/roberto-calasso-dead.html

- https://www.sueddeutsche.de/kultur/roberto-calasso-nachruf-alephi-italien-einaudi-1.5367729

- https://de.wikipedia.org/wiki/Roberto_Calasso

recherchiert von Claudia Gschwendt

Personal Data

Herr Roberto Calasso
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Activity: Autor, Verleger
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Born in: 30. Mai 1941
Place of Birth: Florenz
Died in: 28. Juli 2021
Place of death: Mailand
Country: Italy