Österreichische Akademie der Wissenschaften

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Österreichische Akademie der Wissenschaften
Kommission für Kulturwissenschaften unf Theaterwis
1010
City: Wien
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Die Aktivitäten der Kommission für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte beinhalten kultur- und theaterwissenschaftliche Forschungsarbeiten. Sie orientieren sich an theoretischen Vorgaben des gegenwärtigen transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Diskurses. Ziel der Forschungs-arbeiten ist die interdisziplinäre Analyse von komplexen kulturellen Systemen, die vor allem für Zentraleuropa prägend sind. Die daraus gewonnenen Forschungserkenntnisse tragen im besonderen zur Erklärung von gesellschaftlichen Prozessen in der Gegenwart bei.

Die Forschungsarbeiten beruhen auf einem Kulturbegriff, der unter Kultur nicht nur Religion, Wissenschaft und Kunst versteht, sondern Kultur als das dynamische Ensemble von Vokabeln, Zeichen, Symbolen und Codes begreift, mittels derer Individuen und Gruppen in einem sozialen Kontext verbal und nonverbal miteinander kommunizieren. Unter Kultur wird demnach ein Orientierungssystem verstanden, in dem durch Prozesse der Erinnerung, der Aneignung und Zuweisung von Inhalten (Bedeutungen) kontinuierlich Identitätsbildungen stattfinden. Die Arbeiten der Kommission stehen daher unter der übergreifenden Forschungsdevise Gedächtnis – Erinnerung – Identität.

Die Forschungen über Orte des Gedächtnisses (1999–2004) folgten der Hypothese, dass kulturelle Inhalte zwar für die Bildung kollektiver nationaler Identitäten vereinnahmt werden, prinzipiell jedoch von transnationaler Provenienz und Relevanz sind. Im Gegensatz zu zahlreichen Programmen der historischen Gedächtnisforschung, die auf eine Rekonstruktion von stabilen (nationalen) Gedächtnisorten abzielen, zielt dieser Arbeitsansatz auf deren Dekonstruktion: Gedächtnis und Erinnerung sind nicht eindeutig, sondern prinzipiell mehrdeutig. Damit werden Tendenzen einer kollektiven (nationalen) Festschreibung von Gedächtnis und Erinnerung kritisch hinterfragt.

Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung wird insbesondere am Paradigma Zentraleuropas deutlich: Die Kulturen Zentraleuropas stehen zwar in Konkurrenz zueinander, sie überlappen sich jedoch auch. Das hat zur Folge, dass gleiche Inhalte in unterschiedlichen Kulturen vorhanden sein und zu einer gesamtregionalen Identität beitragen können. Nach dem EU-Beitritt vieler zentraleuropäischer Länder richten sich die Arbeiten der Kommission daher auf gesamtregionale kulturelle Aspekte (seit 2004). Die Analysen der Mehrdeutigkeit von kulturellen Prozessen in Zentraleuropa sind auch in der Gegenwart für eine kritische Reflexion über die Konstruktion von Identitäten in und über Europa hinaus von nachhaltiger Bedeutung.

Die Aktivitäten der Kommission (Organigramm) umfassen folgende miteinander vernetzte Bereiche:1. Projekte der Grundlagenforschung2. Internationale interdisziplinäre Konferenzen (einmal im Jahr)3. Internationale interdisziplinäre Workshops (bis zu drei im Jahr)4. Jours fixes (monatlich) zu aktuellen Themen des kulturwissenschaftlichen Diskurses (Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses)5. ernst mach forum (zwei Podiumsgespräche pro Jahr unter Beteiligung von VertreterInnen der Kultur-, Natur-, Medizin- und Technikwissenschaften)6. Internationales Austauschprogramm

Die Forschungen der Kommission werden von einem Internationalen ExpertInnenrat kontinuierlich evaluiert.