"Zwölf Ringe" (Suhrkamp 2005)

»Es ist ein absurder Tanz, leicht wie die Liebe und schwer wie ein Alptraum, den dieser Roman mit immer wieder neuen und überraschenden Volten und Perspektivenwechseln vollführt, anspielungsreich, metafiktional, postmodern verschachtelt und gebrochen.«

Hubert Spiegel

Karl-Joseph Zumbrunnen, österreichischer Fotograf mit galizischen Wurzeln, reist in den neunziger Jahren immer wieder durch die Ukraine. Die Geburtswehen eines neuen Staates, die Ungleichzeitigkeit von brutal geschmackloser Kommerzialisierung, rückwärtsgewandter Huzulenfoklore, Resowjetisierung und Habsburg-Nostalgie faszinieren ihn. Das Chaos der postsozialistischen Übergangszeit scheint ihm unendlich reizvoller als das langweilige Leben im Westen – vor allem, seit er sich in Roma Woronytsch verliebt hat, seine Dolmetscherin.

Er begleitet sie auf einem abenteuerlichen Ausflug in die Karpaten. Was sich in der Bergeinsamkeit, im »Wirtshaus auf dem Mond«, einem ehemaligen Observatorium und späteren Sporthotel, abspielt, wo zwischen Videofilmern, Stripteasetänzerinnen, Bodyguards und Intellektuellen der verfemte Dichter der ukrainischen Moderne, Bohdan-Ihor Antonytsch, höchstselbst umgeht; wie Zumbrunnen am Ende zu Tode kommt und seinen wunderbar lyrischen Nachtflug über Mitteleuropa antritt – all das erzählt Andruchowytsch so mitreißend, mit so viel Intelligenz und Ironie, daß wir erst spät erkennen, warum dieser postmoderne Heimatroman aus der Ukraine in Wirklichkeit von uns und dem Westen handelt.

»Selbstherrlich und souveränver streut Juri Andruchowytsch seine Einfälle, wie es ihm beliebt, und wir kommen lesend gar nicht auf die Idee, in dem unaufgeräumten Virtuosenstück die erzählerische Disziplin und literarische Ordnung zu vermissen. Ob wir es eigentlich mit einem Liebes- oder Schauerroman zu tun haben, mit Science-Fiction, Reise- oder Kriminalliteratur, mit schwarzer politischer Satire oder einem Märchen: einerlei. Der Sprachrausch, in den sich der ukrainische Autor schreibt, führt im Zickzack voran,... Doch mit der traumwandlerischen Sicherheit des Berauschten findet Andruchowytsch stets wieder seine Linie und für Zwölf Ringe ein grandioses Finale.«

Die Presse

»Mit seinem meisterhaften Roman Zwölf Ringe hat der Schriftsteller Juri Andruchowytsch die Ukraine mit einem Schlag in die europäische (Post-)Moderne katapultiert«

[...]

»In diesem Musterbeispiel des postmodernen Heimatromans offenbart sich ein weltoffener provinzieller Eigensinn, an dem sich das homogenisierungssüchtige EU-Europa noch seine Freude haben wird. Mit diesem furiosen Patchwork aus Mythos und MTV, aus Hochliteratur und Massenkultur ist die europäische (Post-)Moderne ein Stück nach Osten gerückt.

[...] Man bekommt direkt Lust, selbst in das Land zu gehen, aus dem so phantastische Literatur kommt.«

Freitag

Siehe auch:

Organizer

Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur, Dokumentációs iroda a kelet- és középeurópai irodalom számára

Die Dokumentationsstelle besteht seit 2000

Sie stellt ost- und mitteleuropäische Autoren vor, sammelt Primär- und Sekundärliteratur

hält über 30 Literatur- und Kulturzeitschriften

liefert drei bis fünfmal wöchentlich einen Newsletter

 

Begin

2005-10-18 20:00:00
 

End

2005-10-18 22:00:00
 

Price

 

Location

Österreichische Gesellschaft für Literatur