Maksim Bogdanovič

Maksim Bogdanovič ist ein Klassiker der belarussischen Literatur, einer der Begründer der belarussischen Literatur und der Literatursprache der Neuzeit, ein Poet, Prosaschriftsteller, Publizist, Literaturwissenschaftler und Übersetzer.

 

Er wurde am 9. Dezember 1891 (25. November 1891 nach dem julianischen Kalender) in Minsk in einer Lehrerfamilie geboren. Der Vater, Adam Jegorovič Bogdanovič (1862-1940), stammte aus der Familie eines landlosen Bauern, eines ehemaligen Leibeigenen. Er absolvierte das Lehrerseminar in Nesviž, arbeitete als Lehrer und Leiter der staatlichen Volksschule in Minsk, als Schätzer und Landvermesser bei der Bauerngrundundbodenbank in Grodno, Nižnij Novgorod und Jaroslavl'. Er ist als Wissenschaftler bekannt, als Folklorist, Ethnograph und Historiker. Er war ein enger Freund des bekannten russischen Schriftstellers Maksim Gor'kij. Die Mutter, Marija Afanasjevna Mjakota (1869-1986), absolvierte Kurse zur Lehrerausbildung in Petersburg und war als Pädagogin tätig. Der Ehe von Adam Jegorovič und Marija Afanasjevna entsprangen vier Kinder (die Söhne Vadim, Maksim, Lev und die Tochter Nina).

 

1892 zog die Familie nur kurz nach Maksims Geburt nach Grodno und 1896, nach dem Tod von Marija Afanasjevna an Tuberkulose, übersiedelten sie nach Nižnij Novgorod. Einige Jahre später ging Adam Jegorovič eine Ehe mit Alexandra Pavlovna Volžina (der Schwester der Ehefrau von Maksim Gor'kij) ein, aber sie starb im Kindbett und ihr kleiner Sohn Aleksander wuchs in Gor'kijs Familie auf (im Alter von zwei Jahren erkrankte der Junge schwer und starb). Später heiratete A.J. Bogdanovič die Schwester seiner ersten Ehefrau – Aleksandra Afanasjevna Mjakota – und sie bekamen fünf Söhne (Pavel, Nikolaj, Aleksej, Vjačeslav und Roman). 

 

Es ist zu betonen, dass in der Familie der Bogdanovičs Russisch gesprochen wurde, aber die Lebensweise und die Gewohnheiten, der Geschmack und die Gedankenwelt waren im Grunde genommen belarussisch. Die Kinder hörten belarussische Märchen, Lieder, Sprichwörter. Der Vater schenkte seinen Söhnen viel Aufmerksamkeit, er flößte ihnen die Liebe zur Literatur ein. In einem Brief an einen Freund bemerkte Maksim: „Ich wurde vom Vater erzogen. Einmal zeigte ich euch seine Bibliothek. Darin gibt es alles Wesentliche, was jemals in der Literatur der ganzen Welt erschienen ist. Von Kindheit an besuchten wir diese Schule der Welt [...] Selbstverständlich wurde besonderes Augenmerk auf die slawischen Literaturen gelegt [...]“ Offensichtlich trugen diese Umstände dazu bei, dass Maksim schon im Alter von zehn Jahren begann, Gedichte auf Belarussisch zu schreiben. 

 

Von 1902 bis 1907 besuchte Maksim Bogdanovič ein Knabengymnasium in Nižnij Novgorod. Der Knabe wuchs in einer Atmosphäre radikaler politischer Stimmungen auf. Im Haus der Bogdanovičs versammelten sich demokratische Intellektuelle. Maksim besuchte oft verschiedene Kundgebungen und Manifestationen, infolgedessen bekam er im Zeugnis das Prädikat „unzuverlässiger Schüler“. Zur selben Zeit erlernte er die belarussische Sprache, lernte die belarussische Literatur kennen sowie die belarussischen Zeitungen „Naša dolja“ [„Unser Los“] und „Naša Niva“ [„Unsere Flur“], die seine Weltanschauung wesentlich beeinflussten. Künftig bevorzugte Maksim Bogdanovič in seiner schöpferischen Tätigkeit die belarussische Sprache. Besonders betrifft das sein künstlerisches Schaffen. 

 

Das Jahr 1907 gilt als Beginn der literarischen Tätigkeit von Maksim Bogdanovič. Sein erstes bedeutendes Werk war die belarussische Erzählung „Muzyka“* [„Musikant“], die sofort in der „Naša Niva“ veröffentlicht wurde. Die Erzählung verarbeitet eine Legende über einen Musikanten, der „viel auf der Erde umherstreifte und ständig Geige spielte“. Ungewöhnlich waren sowohl seine Geige als auch die Musik. Wenn die Geige in den Händen des Musikanten weinte, dann „wollte [jeder] wegen seines Schicksales weinen und weinen“, wenn die Saiten bedrohlich tönten, „erhoben die Menschen die gesenkten Köpfe und in ihren Augen leuchtete starker Zorn“.  Wegen seines Schaffens sperrten „böse und mächtige Leute“ Muzyka in den Kerker, wo er ums Leben kam.  Aber das Andenken an ihn ist nicht gestorben. In diesem allegorischen Werk stellte der junge Autor das hartgeprüfte Schicksal von Belarus' im Laufe von Jahrhunderten dar und gab der Hoffnung auf eine baldige Wendung zum Besseren Ausdruck.

 

Seit 1908 lebten die Bogdanovičs in Jaroslavl', hier setzte Maksim das Studium am Gymnasium fort. In dieser Periode war der junge Mann schweren Prüfungen ausgesetzt. 1908 starb Maksims älterer Bruder Vadim an Lungentuberkulose und im Frühjahr 1909 erkrankte Maksim selbst an Tuberkulose. Der Vater brachte ihn zur Behandlung auf die Krim, was seinen Gesundheitszustand positiv beeinflusste. Er ließ sich von der südlichen Gegend hinreißen, es entstand ein erster Bekanntenkreis, es kam zur ersten Verliebtheit.

 

1908 schrieb Maksim Bogdanovič die ersten Gedichte: „Nad mogiloj“ [„Über dem Grab“], „Pridjot vesna“ [„Der Frühling wird kommen“], „Na čužbine“ [„In der Fremde“], die in der „Naša Niva“ veröffentlicht wurden. Viele andere Gedichte des jungen Poeten hielten die Mitglieder der Redaktion damals für „dekadent“ und veröffentlichten sie nicht. 1909 machte sich V. Polujan, ein belarussischer Poet, Publizist, Kritiker und Mitarbeiter der Zeitung „Naša Niva“, mit seinem Werken bekannt. Er spielte eine bedeutende Rolle im schöpferischen Schicksal des jungen Poeten, indem er auf der Veröffentlichung seiner Gedichte bestand. Von 1909 an waren die Werke von Maksim Bogdanovič in dieser Zeitung immer präsent. Unter den Veröffentlichungen findet sich das Gedicht „Kraju moj rodnoj! Kak zakljatyj bogom…“ [„Mein Heimatland! Wie von Gott verdammt…“], in dem das Thema der sozialen Unterdrückung und der nationalen Wiedergeburt der Belarussen deutlich zu hören war. Bogdanovič trat damit als Dichter des Heimatlandes hervor. Einigen Einschätzungen nach stellte ihn dieses Werk in eine Reihe mit Janka Kupala und Jakub Kolas. Außerdem wurden in der „Naša Niva“ solche Werke veröffentlicht wie die kurze lyrische Erzählung «Iz pesen belorusskogo mužika» [„Aus den Liedern eines belarussischen Mushiks“] – eine realistische Impression, voller Glauben an die schöpferischen Kräfte des Volkes, – die Gedichte „Temnota“ [„Dunkelheit“], „Filin“ [„Uhu“], „Razrytaja mogila“ [„Aufgegrabenes Grab“] sowie Übersetzungen aus Heine, Schiller. 

 

1911 war in vielerlei Hinsicht ein Wendejahr im Leben von Maksim Bogdanovič. Nach dem Abschluss des Gymnasiums besuchte er Vil'no, wo er berühmte Vertreter der belarussischen nationalen Befreiungsbewegung kennenlernte: die Brüder I. und A. Luckevič und den belarussischen Schriftsteller, Historiker, Philologen, Literaturwissenschaftler V. Lastovskij. Auf Einladung von den Luckevičs wohnte Maksim Bogdanovič fast den ganzen Sommer auf dem Gut Rakutevščina bei Molodečno. Bisher waren seine Kenntnisse von Belarus' nur theoretischer Natur und aus Büchern geschöpft, aber hier im Alter von 20 Jahren konnte er die belarussische Natur, das Leben und  den Alltag der Belarussen aus der Nähe kennenlernen.

 

Während seines Aufenthaltes in Vil'no sah er sich im privaten belarussischen Museum der Brüder Luckevič die Sammlungen altertümlicher Raritäten an und schrieb unter deren Einfluss das Gedicht „Sluckie tkačichi“ [„Die Weberinnen von Sluzk“]. In diesem Werk erzählt der Autor die traurige Geschichte der leibeigenen Weberinnen, beschreibt die Schönheit des Heimatlandes, poetisiert das meisterhafte Können der Frauen beim Weben der goldenen Gürtel, die „statt des persischen Musters die heimatliche Kornblume“ ziert.

Maksim Bogdanovič beabsichtigte nach der Matura an der philologischen Fakultät der Petersburger Universität zu studieren. Aber wegen fehlender Finanzmittel und weil das nasse Klima der Hauptstadt für jemanden mit schwacher Gesundheit nicht zuträglich war, konnte er sein Vorhaben nicht verwirklichen und ging nach seiner Rückkehr aus Belarus' nach Jaroslavl' auf das juristische Demidov-Lyzeum. Dabei bemühte sich Maksim sehr hartnäckig um seine Selbstentfaltung. Schon damals verfügte er über umfassende Kenntnisse im Bereich der Geschichte, der Literatur, der Kultur der slawischen Völker. Viel Aufmerksamkeit schenkte er den Fremdsprachen: Er erlernte Griechisch, Latein, Italienisch, Polnisch, Französisch und Deutsch.

In jener Periode schrieb er lyrische Erzählungen in Versen „V derevne“ [„Im Dorf“] und „Veronika“. Beide sind ein Tribut an die Verliebtheit des Poeten in eine Frau. Die poetische Beschreibung der tiefen Gefühle der Frau für das Kind, die sogar einem kleinen Mädchen eigen sind, ist die Idee des Werkes „V derevne“. „Veronika“ handelt von der Erinnerung an ein Mädchen, das unmerklich für den Autor, „in der Schönheit seines Frühlings“, groß geworden ist und die erste Liebe in der Seele des Poeten erweckt hat und damit das Streben nach Idealem, Schönem, nach Poesie. Die Muse für Maksim Bogdanovič wurde Anna Kokujeva, die Schwester eines Mitschülers, eine talentierte Klavierspielerin. Diese Frau inspirierte ihn auch zu solchen poetischen Werken wie „Včera ščastje tol'ko gljanulo robko“ [„Gestern blickte das Glück nur schüchtern“], „Bol'še vsego na svete hoču ja“ [„Am liebsten auf der Welt möchte ich“] und einigen anderen. Keinen konkreten Adressaten hat das zweite berühmte Werk, Maksim Bogdanovičs Gedicht „Romans“ („Zvezda Venera vzošla nad zemljoju“) [„Romanze“] [„Der Stern Venus ist über der Erde aufgegangen“], das später zu einem weitbekannten Lied wurde.

 

Zur gleichen Zeit wurden die Gedichte geschaffen, die später zu den Zyklen „Staraja Belarus'“ [„Das alte Belarus“], „Gorod“ [„Die Stadt“], „Zvuki Rodiny“ [„Die Laute der Heimat“], „Staroje nasledije“ [„Das alte Erbe“] wurden. Der Hauptinhalt der Werke war der Kampf für humanistische Ideale, in den Vordergrund rückte das Thema des unterjochten Lebens des belarussischen Volkes, laut ertönten die Ideen des nationalen Befreiungskampfes gegen das zaristische Imperium. Von 1909 bis 1913 schrieb Maksim Bogdanovič auch über zehn Gedichte auf Russisch, machte eine Reihe von Übersetzungen ins Belarussische aus Ovid, Horaz, P. Verlaine. 

Außerdem entwickelte Maksim Bogdanovič in dieser Periode ein Konzept der belarussischen Literatur vom Altertum bis zu Beginn des XX. Jahrhunderts. Das spiegelte sich in dem Artikel „Glyby i sloi“ [„Blöcke und Schichten“] über die Geschichte des belarussischen Schrifttums wider (veröffentlicht in der „Naša Niva“) sowie in den Arbeiten „Kratkaja istorija belorusskoj pis'mennosti do XVI stoletija“ [„Eine kurze Geschichte des belarussischen Schrifttums bis zum XVI. Jahrhundert“], „Za sto let. Očerk istorii belorusskoj gramotnosti“ [„Innerhalb von hundert Jahren. Ein Abriss der Geschichte der belarussischen Schriftkundigkeit“] und „Novyj period v istorii belorusskoj literatury“ [„Eine neue Periode in der Geschichte der belarussischen Literatur“].

 

1912 wurde in der Zeitung „Naša Niva“ eine Reihe von Gedichten des Poeten veröffentlicht, die sich mit der Geschichte von Belarus' auseinandersetzten. In Vilnius (Vil'no), in der Druckerei von Martin Kuchta, wurde „Venok“ [„Der Kranz“] (auf der Titelseite steht 1913 geschrieben), der einzige zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichtband von Maksim Bogdanovič, herausgegeben, mit der Widmung: „Der Kranz für das Grab von S.A. Polujan“ (gestorben am 8. April 1910). Der Gedichtband enthält etwa 100 Gedichte, die in Zyklen gruppiert sind: „V začarovannom carstve“ [„In einem verzauberten Reich“], „Zvuki Rodiny“ [„Die Laute der Heimat“], „Staraja Belarus'“ [„Das alte Belarus'“], „Gorod“ [„Die Stadt“], „Dumy“ [„Gedanken“], „Svobodnye dumy“ [„Freie Gedanken“], „Madonny“ [„Madonnen“]. Außerdem schuf Maksim Bogdanovič einen handschriftlichen Gedichtband „Zelen'“ [„Das Grün“],  der drei Gedichte auf Russisch und neunzehn Übersetzungen der eigenen  belarussischen Gedichte ins Russische umfasste.   

 

Die bedeutenden Ereignisse im Leben von Maksim Bogdanovič zwischen 1914 und dem Ende 1916 waren die wiederholte Kur auf der Krim und eine neue Liebe, die ihn sehr bewegte. Zu betonen ist auch die Anerkennung des jungen Autors seitens der Kollegen: Maksim Bogdanovič wurde Mitglied der „Allrussländischen Gesellschaft der in der periodischen Presse und der Literatur Tätigen“.    

In dieser Periode schrieb der Poet den Gedichtzyklus „Na tichom Dunaje. Stichi belorusskogo sostava“ [„An der stillen Donau. Gedichte belarussischen Inhalts“], das Poem „Maksim i Magdalena“ [„Maxim und Magdalena“] und andere Werke. In den Gedichten, die den Zyklus „Na tichom Dunae...“ bildeten, sind folkloristische Motive deutlich zu hören; eines der bekanntesten Gedichte aus dieser Sammlung ist „Ljavonicha“. Das Poem „Maksim i Magdalena“ handelt von der Liebe eines Dorfjungen und der Tochter des Woiwoden, der brutal gegen den Jungen vorgeht. Dieser erleidet den Heldentod. Maksim Bogdanovič schrieb Gedichte auch auf Russisch, wobei einige davon keinen belarussischen Ausgangstext besitzen (solche lyrische Werke sind „Začem grustna ona byla“ [„Wozu war sie traurig“], „Ja vspominaju Vas takoj prekrasnoj, strojnoj“ [„Ich erinnere mich an Sie so schön, so schlank“], „Zeljonaja ljubov'“ [„Die grüne Liebe“], „Osenju“ [„Im Herbst“]).

 

Außerdem erschienen im russischen und ukrainischen Druck russischsprachige Artikel von Maksim Bogdanovič, die sich mit Fragen zur Literaturgeschichte, mit nationalen und gesellschaftlich-politischen Problemen beschäftigten („Novaja intelligencija“ [„Die neuen Intellektuellen“], „O gumanizme i neosmotritel'nosti“, [Über Humanismus und Unvorsichtigkeit], „Belorusy“ [„Die Belarussen“], „Ukrainskoje kazačestvo“ [„Das ukrainische Kosakentum“], „Obraz Galizii v chudožestvennoj literature“ [„Das Bild von Galizien in der schöngeistigen Literatur“]), es erscheinen geschichtlich-landeskundlich-ethnographische Broschüren („Červonnaja Rus`“ [„Rotrussland“], „Ugorskaja Rus' [„Transkarpathien“], „Bratja-Čehi“ [„Die Tschechen sind Brüder“]) sowie literaturwissenschaftliche Rezensionen und Feuilletons.

 

Im Herbst 1916 zog Maksim Bogdanovič, nachdem er 1916 das juristische Lyzeum in Jaroslavl' abgeschlossen hatte, nach Minsk. Hier arbeitete er als Sekretär des Lebensmittelkomitees des Minsker Gouvernementsamtes, gleichzeitig beschäftigte er sich mit den Angelegenheiten der Flüchtlinge in der “Belarussischen Gesellschaft der Hilfe für Kriegsversehrte” und nahm an der Arbeit von Jugendzirkeln teil. Bogdanovič wohnte in einer Wohnung mit dem Literaten Zmitrok Bjadulja, der später viele Erinnerungen an den Poeten hinterließ.    

Um diese Zeit schrieb Maksim Bogdanovič solche berühmten Werke wie „Stratim-lebed'“ [„Stratim-Schwan“] und „Pogonja“ [„Hetzjagd“]. „Stratim-lebed'“ ist eine Poetisierung des biblischen Mythos, laut dem nur ein Schwan, der Stratim-Schwan auf einen Platz in der Arche Noahs verzichtete. Er nahm allein den Kampf gegen die Überschwemmung auf, aber kam tragisch ums Leben, weil er die Vögel nicht zu halten vermochte, die sich zur Rettung vor der Überschwemmung auf ihn niedersetzten. Obwohl der Stratim-Schwan selbst umkam, schenkte er den anderen Vögeln das Leben. Der Mythos missbilligte die Renitenz, Bogdanovič glorifizierte sie. Im Gedicht „Pogonja“ erinnert der Autor an die heroischen Seiten der belarussischen Vergangenheit, ruft auf, das eigene Vaterland zu verteidigen. Dieses Werk wurde von vielen als Hymne der Belarussen wahrgenommen.

    

Maksim Bogdanovič hatte viele schöpferische Pläne, er wollte eine Reihe von Gedichtbänden („Novolunije“ [„Neumond“], „Kol'co“ [„Der Ring“], „Šipovnik“ [„Heckenrose“]) veröffentlichen. Aber er konnte diese Vorhaben nicht verwirklichen. Da sich seine Krankheit verschlimmerte, verließ er Ende Februar 1917 Minsk und begab sich wieder auf die Krim. Aber die Behandlung half nicht, und am 25. Mai 1917 starb Maksim Bogdanovič im Alter von 25 Jahren. Er wurde in Jalta auf dem Stadtfriedhof begraben.

Maksim Bogdanovič hatte ein sehr kurzes, aber in schöpferischer Hinsicht außerordentlich fruchtbares Leben. Er erlangte breite Anerkennung sowohl bei den Zeitgenossen als auch in der Nachwelt. Der Name von Maksim Bogdanovič steht neben solchen Klassikern der belarussischen Literatur und der Weltliteratur wie Janka Kupala und Jakub Kolas. Sein schöpferisches Erbe ist ein wesentlicher Bestandteil der geistigen Kultur des belarussischen Volkes. Der belarussische Literaturwissenschaftler und Poet A. Lojko schätzt ihn so ein: „Maksim Bogdanovič als Schöpfer, Denker und Historiker [...] eine einmalige, phänomenale Erscheinung, die weder in den Rahmen seiner Zeit noch in den Rahmen der Literaturepochen passt“.

Als einer der Ersten bereichert der Poet die nationale Literatur mit neuen Versformen und Themen sowie mit Übersetzungen von Klassikern der Weltliteratur ins Belarussische. Die Erzählungen von Maksim Bogdanovič, so die Literaturwissenschaftlerin T. Korotkaja, „heben die nationale Prosa aus der Taufe, und seine kritischen Studien haben die Entwicklung der Literaturkritik in vieler Hinsicht vorherbestimm, sind zu einer Grundlage in der Literaturgeschichtsforschung geworden“.       

 

Maksim Bogdanovič gehörte zu jenen Pionieren der belarussischen nationalen Wiedergeburt, die versuchten, den Platz und die Rolle des belarussischen Volkes in der Geschichte und in der Zeit zu zeigen, die nationale Idee der Belarussen zu formulieren, die Wege der weiteren Entwicklung der belarussischen Nation zu überdenken.

 

A. Lojko meint: „Immer heller leuchtet die Gestalt von Bogdanovič im Kontext der Weltliteratur“. Der Meinung von V. Rich nach, einer britischen Übersetzerin der Werke des Poeten ins Englische,  „gehöre Maksim Bogdanovič als Gleicher unter Gleichen zum Pantheon der großen Poeten der Welt“.

 

Die Rolle und die Bedeutung von Maksim Bogdanovič in der Entwicklung des belarussischen künstlerischen Schrifttums, in der nationalen und geistigen Wiedergeburt der Belarussen werden von der Nachwelt hoch eingeschätzt. Das Gesamtwerk von Maksim Bogdanovič wird von einem  Zweig der belarussischen Literaturwissenschaft, den Bogdanovičianern, erforscht. 

 

Die gesammelten Werke des Poeten sind in zwei Bänden in den Jahren 1927-1928 und im Jahr 1968  in Minsk erschienen. Sämtliche Werke in drei Bänden wurden in Minsk in den Jahren 1992-1995 herausgegeben. Außerdem erschien 1981 in Minsk die Faksimileausgabe des Gedichtbandes „Venok“.

 

Das Andenken an Maksim Bogdanovič wurde in der Benennung einer großen Minsker Straße verewigt. Straßen, die seinen Namen tragen, gibt es auch in Brest, Vitebsk, Gomel', Grodno, Mogiljov, Nižnij Novgorod, Jaroslavl', Jalta und anderen Orten. Ebenfalls wurden Schulen und Bibliotheken in vielen Städten von Belarus nach ihm benannt.

Über Maksim Bogdanovičs Leben und Werk wurden drei Kinofilme und ein Fernsehfilm gedreht. Seinem Schicksal sind die Pop-Oper „Maksim“ von Igor' Polivoda (das Libretto wurde von Leonid Prončak verfasst) und die Operette „Venus, der Stern“ von Jurij Semenjako mit dem Libretto von Aleksandr Bačilo gewidmet. 

Auch wurden Gedichte von Maksim Bogdanovičs vertont. Einige wurden zu Volksliedern („Ljavonicha“, „Zorka Venera“, „Sluckie tkačihi“).

 

Das berühmte Vokal- und Instrumenalensemble „Pesnjary“ griff des Öfteren das Schaffen des Poeten auf. Besonders hervorzuheben ist das Programm „Venok“, das allein aus den Liedern zu den vertonten Gedichten von Maksim Bogdanovič zusammengestellt ist; die Musik dazu schrieben Vladimir Muljavin und Igor' Lučenok.

 

Die Werke des belarussischen Poeten wurden in zwei Dutzend Sprachen übersetzt (darunter weitverbreitete Sprachen wie Englisch, Spanisch, Deutsch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Französisch) und in Großbritannien, Deutschland, Polen, Russland, Frankreich, Jugoslawien und anderen Ländern veröffentlicht. Schon in den 50er Jahren wurde in Moskau eine große Sammlung seiner ausgewählten Werke in Russisch veröffentlicht, übersetzt von den besten sowjetischen Poeten. 

 

Der 100. Geburtstag des Klassikers der belarussischen Literatur Maksim Bogdanovič wurde auf der UNESCO-Kalenderliste „Jahrestage hervorragender Persönlichkeiten und Ereignisse“ für das Jahr 1991 erwähnt.

*Das belarussische Wort „Muzyka“ bedeutet „Musikant“. Gleichzeitig ist das der Name des Protagonisten. (Anm. der Übersetzerin)

Übersetzung© Jelena Semjonowa-Herzog

Quelle: Webseite des Museums für Geschichte der Stadt Jaroslavl'

http://mukmig.yaroslavl.ru/?menu0402dop0301

 

 

Personaldaten

Herr Maksim Bogdanovič
Ort:
Tätigkeit: Schriftsteller, Dichter
Telephonnummer :
Handynummer:
Fax:
E-Mail:
Geburtsdatum: 9. Dezember 1891 (25. November 1891)
Geburtsort: Minsk
Todesdatum: 25. Mai 1917
Todesort: Jalta
Land: Belarus